Kantonaler Anlass in Brugg 2018

Bilder, Begegnungen und Bauchläden am kantonalen Anlass zum Flüchtlingstag

Der dritte kantonale Flüchtlingstag vom 16. Juni in Brugg ist Geschichte. Ausstellungen, Rundgänge, Kulinarisches und Musikalisches und eine Interviewreihe gaben den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, sich mit dem Thema Fremde und Flüchtlinge auseinanderzusetzen. Der kantonale Flüchtlingstag wurde wie bisher von lokalen Kirchgemeinden und Vereinen organisiert in Zusammenarbeit mit den Aargauer Landeskirchen, den Hilfswerken Caritas Aargau und HEKS Aargau-Solothurn und dem Netzwerk Asyl Aargau. Der Kanton Aargau unterstützt den Anlass finanziell.

«Wann fühlen Sie sich willkommen?», lautete die erste Frage, die Tama Vakeesan an regionale Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Kirche in der Interviewreihe auf dem Neumarkt gestellt hat. Tama Vakeesan (auch bekannt als YouTube-Vloggerin Tama Gotcha) weiss aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein und dann in der Schweiz aufzuwachsen. Entsprechend treffend waren ihre Fragen zur Situation von Flüchtlingen, zu ihren Bedürfnissen und zur Integrationspolitik.

«Ich fühle mich willkommen, wenn sich jemand für mich interessiert. Die Sprache ist wichtig für die Integration – aber nicht alles!» Regierungsrat Urs Hofmann erklärte, dass es für Flüchtlinge auch wichtig ist zu lernen, wie «Schweizerinnen und Schweizer ticken». «Das persönliche Gespräch mit Flüchtlingen empfand ich als sehr bereichernd und spannend – aber auch als herausfordernd, weil ich manchmal nicht wusste, welche Fragen ich stellen darf», gestand Barbara Horlacher, Stadtammann von Brugg. Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg betonte das vielseitige Engagement der Kirchen mit und für Flüchtlinge.

Mit den Bauchläden durch die Menge
Wunderbare Stimmung verbreitete der Nachwuchs der Musikschule Brugg, die Musikgruppe «Claudia Masika und Band» sowie der Chor «Njoy2sing». Viele liessen sich von den afrikanischen Klängen und Rhythmen anlocken und trauten sich mitzutanzen. Kulinarisches aus Tibet, Syrien und anderen Ländern sowie Brot- und Backwaren wurden mit Genuss verzehrt. Mit besonderem Interesse wurden die drei herumlaufenden Personen mit Bauchläden betrachtet: manch einer hat nicht geglaubt, dass die Guetzli in den Bauchläden kostenlos zu haben waren. In einer improvisierten Velowerkstatt auf dem Platz vor der Neuen Aargauer Bank hat man zusammen mit Asylsuchenden Reparaturen an Velos durchgeführt. Insgesamt wurden 25 Fahrräder geflickt.

Unten durch
Wo wohnen in Brugg die finanziell benachteiligten Menschen? Welche Geschichten stehen hinter der Armut? Und wer gilt überhaupt als arm? Diesen und ähnlichen Fragen sind die Interessierten während des Stadtrundgangs «unten_durch» von Caritas nachgegangen. Dabei wurden nicht nur Fakten vermittelt, sondern auch szenische Geschichten erzählt, so dass die Strasse zur Bühne wurde.
Es wurden auch Geschichten in Bildern erzählt. Neben den Infoständen auf dem Platz vor der Neuen Aargauer Bank konnten die Besucherinnen und Besucher die Ausstellung «Stimme meiner Verletzungen» von den Ärzten ohne Grenzen kennenlernen. In 22 Bildern erzählen ein Mann und eine Frau ihre bewegenden Fluchtgeschichten.

«Ein und dasselbe Recht für alle»
Der Anlass endete mit einer ökumenischen Feier in der Kirche St. Niklaus in Brugg. Während des Gottesdienstes haben Stadtammann Barbara Horlacher, Kirchenratspräsident Luc Humbel, Theologin und Frauenrechtlerin aus Nigeria Susan Mark und eritreischer Flüchtling Tsegenzab Gebretnsea ihre Voten zu einem Bibelvers abgegeben: «Ein und dasselbe Recht gilt für euch, für den Fremden wie für den Einheimischen. Denn ich bin der Herr, euer Gott» (Lev 24,22).

«In bin froh, hier mit meiner Familie in Sicherheit leben zu können», so Gebretnsea. In einer kreativen und interaktiven Aktion konnten sich die Gottesdienstteilnehmenden mit ihren Ängsten und Unsicherheiten gegenüber Fremden auseinandersetzen. Wie in gemeinsamer Arbeit aus zwei Fragezeichen und einem Punkt ein Paragraph entsteht, so entsteht in den Begegnungen und aus dem Aufeinander-Zugehen eine neue gemeinsame Wirklichkeit. Der Appell, sich auf Begegnungen und Unbekanntes einzulassen, war vielleicht die wichtigste Botschaft des Flüchtlingstages.

Myroslava Rap
Römisch-Katholische Kirche im Aargau
Projektleiterin kantonaler Flüchtlingstag 2018 Brugg

 

 

Medienberichte
General-Anzeiger vom 7. Juni: Kantonaler Flüchtlingstag in Brugg (PDF, 60 KB)
General-Anzeiger vom 7. Juni: Rundgang «Unten_durch in Brugg» (PDF, 55 KB)

Getragen von:
Aargauer Landeskirchen, Caritas Aargau, «contact» Brugg, HEKS-Regionalstelle Aargau-Solothurn, Kanton Aargau, Mission 21, Reformierte Kirchgemeinde Brugg, Römisch-katholische Kirchgemeinde Brugg, Verein Netzwerk Asyl Aargau