Regionale Aktionen 2023

Die Flüchtlingstage 2023 standen in Anlehnung an die Kampagne der Schweizerischen Flüchtlingshilfe unter dem Motto «Unterbringung inmitten der Gesellschaft». Aktionen fanden vom 16. bis 18. Juni in den Regionen Aarau, Aargau Süd, Brugg, Freiamt, Fricktal und Zofingen statt, in Baden bereits ab 11. Juni.

Gemeinsam mit dem Netzwerk Asyl Oberwynental hat die Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Asylbereich aargauSüd eine Waldfeier organisiert. Aus über 10 verschiedenen Ländern machten sich am Sonntag mit viel Sonnenschein und guter Laune die Gruppe auf den Weg ins Pfadiheim Reinach. Dort angekommen, erwartete die Gäste nebst Erholung im Baumschatten und den kalten Getränken ein grossartiges Buffet kulinarischer Spezialitäten aus aller Welt. Die gefüllten Bäuche und hohen Temperaturen hielten nicht davon ab, ob Gross oder Klein, begeistert Volleyball zu spielen, sich an Seifenblasen zu üben oder verborgene Seilspringtalente zu entdecken. Ein gelungener Nachmittag, der auch zeigt, wie schön unser Zusammenleben sein kann.

Das Thema des diesjährigen Flüchtlingstags wird in der Region Baden nicht nur an diesem besonderen Tag sichtbar. Die untereinander gut vernetzten Freiwilligenorganisationen im Flucht- und Asylbereich engagieren sich an unterschiedlichen Orten und auf vielfältige Weise mit den geflüchteten Menschen für die Integration. So ist der Tag der Geflüchteten einerseits ein Anlass, bei dem miteinander gegessen und gefeiert wird, andererseits aber auch Anliegen und Ungerechtigkeiten angesprochen werden. Auf dem Podium stellten sich Robert Müller (SVP), Edith Saner (Die Mitte) und Lea Schmidmeister (SP) den Fragen von Betroffenen. Folgende Forderungen wurden den drei Grossrät:innen mitgegeben: Vorläufig Aufgenommene wählen ihren Wohnsitz selbst. Die Asylsozialhilfe wird der regulären Sozialhilfe gleichgestellt. Die Eingrenzung für Ausreisepflichtige wird aufgehoben. Wie viel sich aus dieser spannenden Diskussion, bei welcher die unterschiedlichen Perspektiven aufgezeigt wurden, dann schlussendlich für Betroffene verbessern wird, muss sich zeigen. Eine Besucherin brachte es zum Abschluss beim Podiumsgespräch auf den Punkt, indem sie die Anwesenden dazu aufforderte, Anliegen und Ungerechtigkeiten gemeinsam bei der Politik einzufordern, statt untereinander zu streiten. Umrahmt wurde dieser offizielle Teil mit musikalischen und tänzerischen Beiträgen, einem leckeren Buffet, vielen Begegnungen, fröhlichen Wiedersehen, einem bunten Angebot für Kinder und informativen Marktständen der verschiedenen Organisationen. Das Festgeschehen lockte zahlreiche Gäste an, die alle ihren Beitrag zum Gelingen beitrugen und den Anwesenden das Gefühl gaben, inmitten der Gesellschaft teilzuhaben.

Die diesjährigen Flüchtlingstage im Freiamt fanden an zwei Tagen statt und boten ein vielfältiges Programm. Am ersten Tag organisierten verschiedene Organisationen und Freiwillige eine Veranstaltung in der Kantonsschule Wohlen, bei der über das Zusammenleben gesprochen wurde. Es gab Chorkonzerte, Tanz, Spiele, Essen aus aller Welt und spannende Podiumsdiskussionen. Am zweiten Tag fand der Flüchtlingssonntag auf dem Mutschellen statt, mit einem Flüchtlingsgottesdienst, internationaler Küche, Kreistänzen und Kinderaktivitäten. Insgesamt waren die Flüchtlingstage ein grosser Erfolg und wurden von den Besucher*innen begeistert aufgenommen.

Am 17. Juni zelebrierte die Schweiz den Flüchtlingstag. Im Fricktal kümmerten sich darum die Römisch-Katholische Pfarrei Rheinfelden-Magden-Olsberg und die Integrationsfachstelle «mit.dabei-Fricktal». Im Programm vorgesehen waren ein Gottesdienst, ein Buffet und eine Lesung des irakisch-schweizerischen Schriftstellers Usama Al Shahmani, der selbst eine Fluchterfahrung hinter sich hat. Die Veranstalter konnten keinen geeigneteren Gast für den Flüchtlingstag finden als Usama Al Shahmani. Der irakisch-schweizerische Schriftsteller las aus einem seiner Romane, der das Thema Flucht behandelt. In einem Gespräch stillte er die Neugier der Anwesenden in Bezug auf sein Werk. Zuvor konnten die Teilnehmenden ein Buffet mit verschiedenen Spezialitäten geniessen. Die Veranstaltung begann mit einem Gottesdienst zum Thema Migration in der Römisch-Katholischen Pfarrei. «Es ist nicht wichtig, was man ist, sondern wie man ist», lautete der erste Satz des Gottesdienstes zum Weltflüchtlingstag in der Römisch-Katholischen Pfarrei in Rheinfelden. Flucht wäre keine neue Entwicklung in der Welt. Die Leiterinnen des Gottesdienstes Monika Lauper und Linda Gaeta wiesen auf biblische Beispiele und Gebote hin. Ein Gebet zu Gott war es und ein Appell an die Menschen. Das Handeln der Kirche und der Gesellschaft in solchen Situationen – und überhaupt – ist in mehreren Sprachen auf einer Wand in den Räumlichkeiten der Kirche dargestellt: Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Freiheit, Gemeinschaft, Glaube, Vertrauen, Hoffnung. Diese fassen den Gottesdienst zum Internationalen Flüchtlingstag zusammen. Anstelle einer Predigt wurde von einer eindrücklichen Geschichte einer geflüchteten Frau berichtet. Den Übergang in den zweiten Teil der Veranstaltung gestaltete ein Buffet «tast-the-world» mit multikulturellen Elementen. Flavia Berger, Leiterin der Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Flüchtlingsbereich bei der Integrationsfachstelle «mit.dabei-Fricktal» stellte den Schriftsteller Usama Al Shahmani vor: Er ist 1971 in Bagdad geboren und hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert. 2002 ist er wegen eines Theaterstücks in die Schweiz geflüchtet. Er hat in Irak auf Arabisch veröffentlicht, hat dann aus dem Deutschen ins Arabische übersetzt und bis jetzt drei Romane auf Deutsch geschrieben, die mehrfach ausgezeichnet sind. «Der beste Preis, den ein Autor oder eine Autorin bekommen kann, ist gelesen zu werden», versicherte Al Shahmani bei seiner Einleitung. Und er sei im deutschsprachigen Raum gut empfangen worden. Drei Passagen las er aus seinem Roman mit dem Titel «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt». Dieser Titel stamme aus einem Gedicht von ihm bzw. aus einem Versuch zu einem Gedicht. Denn: «Ein Gedicht kann nie fertig geschrieben werden». Und Gedichtsverse stellten eine Quelle für seine Buchtitel dar. «Entscheidend ist für mich in der Literatur die Poesie», betonte er. Der Roman «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt» handelt von der Flucht eines irakischen Dramaturgen in die Schweiz, der vom Saddam Huseins Regime verfolgt wurde. Glück und Unzufriedenheit in einem zeichnen sein Leben im Exil aus. Der Akademiker versucht durch die Flucht die zerstörte Kindheit und Jugend in einer Diktatur und im Krieg zu vergessen und seine Zukunft zu retten. Leider gelingt ihm hier nicht alles. Schlechtes Gewissen, Ungewissheit, Unruhe, Angst begleiten sein Dasein in seinem neuen Zuhause und auf dem Weg zurück in die Heimat. Die Thematisierung von Flucht und Exil in seinen Werken stelle für Usama Al Shahmani keine Verarbeitung der eigenen Lebenserfahrungen oder eine Art Therapie dar. «Das ist ein Klischee», ist seine Antwort darauf. Wer seine Romane als autobiographisch lese, täusche sich. Es wären viel mehr ein Zusammenspiel von Beobachtungen, Erlebnissen, Fiktion, Gedankengut, Sprachausdruck… Allerdings ermögliche ihm das Schreiben in der deutschen Sprache eine gewisse Distanz, um die Entwicklungen im Irak besser verstehen und darstellen zu können. Die Teilnehmenden konnten an der Veranstaltung seine drei in der Schweiz erschienen Romane beziehen und vom Autor persönlich signieren lassen.

Impressionen aus allen Orten:

 

Flüchtlingstage Aargau 2023: «Unterbringung inmitten der Gesellschaft»
Medienmitteilung (PDF, 155 KB) und Plakat/Flyer (PDF, 75 KB)

Medienberichte:

Abgewiesen oder aufgenommen: Wie Geflüchtete im Aargau leben
Aargauer Zeitung

Aufeinander zugehen, statt aneinander vorbei leben
Horizonte

Ein Dach über dem Kopf
Wohler Anzeiger

Flüchtlingstage: Unterbringung inmitten der Gesellschaft
aarau info

Geflüchtete nicht ins Abseits drängen
Horizonte

Mit allen Sinnen – Usama Al Shamani liest in Rheinfelden
AAKU Aargauer Kulturmagazin

Zofinger Gastfamilie öffnete ihr Zuhause für ukrainische Flüchtlinge
Aarauer Nachrichten

Zofinger Gastfamilie öffnete ihr Zuhause für ukrainische Flüchtlinge
Nau.ch

Zofinger Gastfamilie öffnete ihr Zuhause für ukrainische Flüchtlinge
Zofinger Nachrichten

 
Unterstützt durch:

Reformierte Landeskirche AargauRömisch-Katholische Kirche im Aargau

Koordiniert durch: Aargauer Landeskirchen, Anlaufstelle Integration Aargau, Caritas Aargau, HEKS Aargau / Solothurn, Regionale Integrationsfachstellen, Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Aargau, Verein Netzwerk Asyl Aargau. Mitgetragen von vielen lokalen Vereinen, Institutionen und Freiwilligen.